Es ist Ende April, der Frühling steht vor der Tür…und der Wecker klingelt mitten in der Nacht. Für das Team der ‚Wildtierrettung „Wilde Herzen“ Ammerland e.V.‘ heißt es dann: „Auf zum Einsatz!“. Auf den Feldern im Ammerland und umzu sichern sie während der Mahd junge Wildtiere. Im Rahmen des STADTRADELNS Oldenburg spenden wir dafür 1.000 Euro. Die Vereinsvorsitzende Nicole Buchholz hat uns von der Arbeit der „Wilden Herzen“ erzählt.
Frau Buchholz, Ihre 26 Mitglieder und zusätzlich 75 Freiwilligen absolvieren jährlich um die 100 Einsätze. Wie sieht ein Einsatz typischerweise aus?
Unsere Drohnenpiloten*innen und Helfer-Teams stehen nicht selten schon um 4:30 Uhr auf der Weide, um Tiere vor dem Mähen aufzuspüren. Wir haben insgesamt vier Drohnen für solche Einsätze. Wird ein Tier über Wärmepunkt auf dem Drohnenbildschirm sichtbar, navigiert die Person an der Drohne die Helfenden auf dem Feld per Funk zur Fundstelle. Sie sichern das Tier mit einem Korb an Ort und Stelle und stecken ein Markierungsstab in den Boden, sodass die Landmaschine drumherum mähen kann.
Warum sind junge Wildtiere bei der Mahd (Grasernte) so gefährdet?
Sie sind schutzlos, da sie oft noch keinen Fluchtinstinkt haben. Sie ducken sich bei Gefahr am Boden, bleiben also liegen. Das Mähwerk schneidet das Gras kurz über dem Boden und man kann sich denken, was dann geschieht…
Ihr Vereinslogo zeigt ein Rehkitz. Aber Sie kümmern sich auch um andere Tiere…
Wir sichern zum Beispiel auch oft Eiergelege. Sie werden dann von uns oder dem zuständigen Jäger im Inkubator ausgebrütet und großgezogen. Teilweise stehen wir nachts auf, um Jungtiere zu versorgen. Nicht selten suchen wir auch tierärztlichen Rat, wenn ein verletztes oder verwaistes Tier gefunden wird. Unsere heimischen Wildtiere sind so vielfältig und jedes braucht gute und richte Betreuung. Daher arbeiten wir zusätzlich mit erfahrenen „Päppelstellen“ zusammen. Die Aufzucht von Enten, Fasanen, Eichhörnchen und Co. ist sehr zeit- und kostenintensiv.
Was passiert mit den Tieren, wenn sie aufgepäppelt sind?
Wir wildern sie zu gegebener Zeit kontrolliert aus. Dabei unterstützen uns ganz tolle Jäger*innen, welche die Tiere an besonders geschützten Standorten in die freie Wildbahn entlassen. Sie sind – bei allem Fachwissen – trotzdem von Menschenhand aufgezogen und konnten von ihren Eltern nichts lernen. Deshalb brauchen sie diese faire Chance. Sie müssen lernen, sich in freier Wildbahn Futter zu suchen, sich ein Nest zu bauen und wem sie besser aus dem Weg gehen.
Wie kann man Sie „anheuern“ beziehungsweise unterstützen?
Oft melden uns Jäger*innen oder Landwirt*innen kurzfristig Einsätze. Außerdem kann man über unsere Homepage ganz einfach Felder anmelden. Wir treten dann in Kontakt mit den Auftraggebenden. Unterstützen kann man uns immer mit Spenden, durch ehrenamtliches Helfen oder besser noch: durch eine Mitgliedschaft in unserem Verein. Und dann sind da noch all die engagierten Finder, die uns unterstützen, indem sie auf hilfebedürftige Tiere aufmerksam machen. Danke dafür!
Liebe Frau Buchholz, danke für das Gespräch!
Wer mehr über die Wildtierrettung „Wilde Herzen“ Ammerland erfahren oder sie unterstützen möchte, findet alle Informationen auf der Vereinswebseite, Instagram oder Facebook.
Wildtier gefunden – was tun? Das sagt die Wildtierrettung:
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Erstmal Ruhe bewahren und beobachten.
Menschen achten zum Glück mittlerweile besser auf Wildtiere, wollen helfen. Leider häufig zu früh: Viele Wildtierbabies, wie etwa Rehkitze oder Hasen, liegen ganz allein auf dem Feld und die Mutter kommt nur ein paar Mal am Tag zum Säugen. Das ist grundsätzlich normal. Auch Jungvögel, die am Boden sitzen fliegen die Eltern noch zum Füttern an.
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Genau hinschauen: Wie sieht das Tier aus?
Wenn das Tier eindeutig verletzt oder abgemagert ist beziehungsweise starker Insektenbefall vorliegt, ist das ein Hinweis, dass es Hilfe braucht. Dann gilt es, fachkundige Hilfe zu organisieren.
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Bejagbare Tiere: Jäger informieren.
Ist es ein bejagbares Tier (z.B. Reh, Hase, Fasan, etc.) muss zunächst der zuständige Jäger informiert werden. Dieser entscheidet, ob das Tier hilfebedürftig ist oder es an Ort und Stelle verbleiben kann.
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Hilfe naht: Fachleute wissen zu helfen.
Ein Wildtier braucht fachkundige Hilfe. Bevor man es mitnimmt, sollte man die Wildtierrettung/-hilfe informieren. Dort weiß man, was beim Sichern eines Tieres zu beachten ist und was es braucht. Auf jeden Fall sollte tierärztlicher Rat eingeholt werden.